Horst und Wall e.V.

Poaskenstaken

Poaskenstaken der Junggesellen von Horst & Wall

An jedem Ostersonntag Nachmittag findet das traditionelle Poaskenstaken auf dem Schützenplatz von Horst und Wall statt. Veranstalter sind wie immer die Junggesellen aus dem Vereinsbezirk des Schützenvereins Horst und Wall.  Wenn man dem Poaskenstaken einmal beigewohnt hat, stellt man schnell fest: Den Junggesellen ist ihre Traditionspflege und der Zusammenhalt sehr wichtig. Bereits im Vorfeld des Osterfests wird in einer Holzwerkstatt von fleißigen Händen die Holztonne erstellt, die oben an einem langen Holzpfahl, dem Staken, befestigt wird und unter christlichen Gesängen von demjenigen entzündet wird, der als nächster heiratet - und damit aus dem Kreis der Junggesellen ausscheidet. In Anschluss wird der Staaken fachgerecht zerteilt und als Feuerholz amerikanisch versteigert.

Das Poaskenstaken als solches

ist ein jahrhundertealter kirchlich-weltlicher Volksbrauch. Die Ursprünge sind wohl bereits in der Zeit der sog. Mysterien zu suchen, also der Dinge und Zeichenhandlungen, die seit der frühen Kirche mit dem Heilsgeheimnis zusammenhängen. So wurde das Poaskenstaken denn auch Pascha- oder Ostergehen genannt. Besonders in Ochtrup hat sich dieser Brauch über Jahrhunderte erhalten, wenngleich es im Laufe der Zeit auch zu gewissen Abwandlungen gekommen sein dürfte – so ist z.B. heute nicht mehr der sogenannte Altgeselle, also derjenige, der heiraten wird und die Tonne in Brand steckt, auch der Wortführer der mit dem Staken umherziehenden Gesellen. Dies wird heute liberaler gehandhabt, diese Aufgabe übernimmt zeitgemäßer ein Orga-Team.  Somit gibt es im Gegensatz zu früheren Zeiten auch kein Umherziehen der Junggesellen von Haus zu Haus mehr, wobei gegen den freundlichen Gruß „fröhliche Feiertage“ ein Obulus in eine lederne Börse eingesammelt wurde. Dieses Geld wurde dann beim nächsten Tabakhändler gegen eine kleine Pfeife und etwas Tabak eingetauscht. Doch auch diese Rauchutensilien waren nur Tauschmittel, das bei einem Bauern gegen den Stamm einer jungen und noch zu fällenden Eiche eingetauscht wurde - das war dann endlich der Staken, der aufgerichtet wurde und auf dem die Tonne zu deren Abbrand befestigt werden konnte. Nach dem Anzünden des Stakens durch den heiratswilligen Altgesellen erschallten lautstark österliche Lieder wie „das Grab ist leer, der Held erwacht“. Die Tonne selbst wurde dann Opfer einer Art von Steinigung, die man „Füer utsmieten“ (also Feuer auswerfen) nannte. Im Anschluss wurde der Staken wieder niedergelegt, in die Stadt getragen und dort unter den ansässigen Wirten vom Altgesellen in einer spektakulären Veranstaltung versteigert. Der meistbietende Wirt erhielt den Zuschlag und zahlte an die Junggesellenschar. Dieser Betrag konnte auch vor 60 Jahren schon einige Hundert Mark sein. Die Junggesellen übergaben dem Pfarrer einen Teil dieses Geldes für Totenmessen oder karikative Zwecke und setzten dann den Rest des Betrags in der Wirtschaft des Ersteigerers um: nicht selten eine feucht-fröhliche Sache. Die grundsätzlichen Bestandteile dieser Zeremonie sind wohl in vielen Teilen erhalten geblieben, wenngleich es heute kein „Füer utsmieten“ und auch keine Versteigerung des Stakens bei einem Wirt mehr gibt: Das Geld für die Getränke und Speisen bringen die Junggesellen heute schon selber auf. Der feucht-fröhliche Teil des Poaskenstakens hat sich aber über die Zeit unverändert erhalten und diese einzigartige Veranstaltung wird auch gern von den Ochtrupern besucht.

(Jürgen Ultee)